Persönliche Herangehensweise
Auch wenn Architekturfotografie in erster Linie und vor allem eine dienende Funktion hat, ist sie doch, wie alle Fotografie, subjektiv und lässt eine Vielzahl von unterschiedlichen Herangehensweisen an das Motiv zu.
Mein Ansatz ist hier eine Art deduktives Vorgehen, vom Großen, Umfassenden, bis hinunter zum Detail, zur Materialstudie. Ich beginne damit, ein Gebäude zu erfahren, kennen zu lernen, indem ich seine Beziehung zur Umwelt, zur Umgebung analysiere: wo steht es in der Landschaft, in der Stadt, wie nähere ich mich als Nutzer dem Gebäude, wie komme ich hinein – hier kommt der Übergang von der äußeren Gestaltung zur Innenarchitektur – ich sehe mir die wichtigsten Räume an, dann die weniger wichtigen, schließlich die Details.
Wenn ich mich einem Gebäude zum ersten Mal nähere, einen Raum zum ersten Mal betrete, fotografiere ich ihn nicht sofort, ich kann nicht gleich das Stativ aufstellen und loslegen, ich muss erst einmal ohne Kamera erkunden, mir selbst ein Bild machen, bevor ich ein Bild vermitteln kann. Ich muss ein Gebäude "lesen" und dabei versuchen herauszufinden, was der Architekt gedacht hat, was seine Intentionen waren. Aus diesem Erfahren und Begreifen eines Raumes – zunächst ohne Kamera in der Hand – kristallisiert sich dann eine Vorstellung heraus, wo der für mich richtige und logische Standort ist, und was ich von dort aus gesehen weglassen muss, um eine klare Aussage zu treffen – der Ausschnitt also. Hieraus ergeben sich dann die technischen Hilfsmittel, die ich einsetze, wie zum Beispiel die erforderliche Objektiv-Brennweite.
Das Fotografieren, der Griff zur Kamera, ist nur der Endpunkt dieses Prozesses: das Bild, das ich dem späteren Betrachter vermitteln will, bildet sich zunächst langsam in meinem Kopf, und erst ganz zum Schluss, wenn das Bild fertig ist, benötige ich die Kamera zur Umsetzung, um es auch für andere sichtbar zu machen.